Rezension I Nebenan funkeln die Sterne von Lilly Adams*

Titel: Nebenan funkeln die Sterne
Autor: Lilly Adams
Verlag: LYX
Preis: 12,90€ 
Seiten: 432

Kann Spoiler enthalten.


"When it rains look for rainbows.
And when it's dark look for stars."


"Emma Martins führt ein aufregendes Leben - glaubt man ihrem erfolgreichen Instagram-Account. Tausende von Followern sehen sich täglich ihre Bilder an und lassen sich von ihnen motivieren. Doch die Wahrheit ist eine andere: Emma wohnt allein in einem winzigen Apartment in London. Der Kontakt mit anderen Menschen macht ihr Angst, vor die Tür geht sie nur selten. Einzig auf ihrer Dachterrasse, nachts, wenn die Stadt still ist und die Sterne leuchten, hat sie das Gefühl, richtig durchatmen zu können. Aber dann zieht der gut aussehende Nathan in die Wohnung nebenan - und bringt ihr Leben online und offline von einem Tag auf den anderen völlig durcheinander.."


"Nebenan funkeln die Sterne" ist am 28. September 2018 im LYX Verlag erschienen, welcher mir das Buch freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat. Das Cover hat mich sofort angesprochen und ein Roman über ein Instagram-Sternchen, die ihr Leben im Netz ganz anders darstellt, als es in Wirklichkeit ist, konnte nur interessant sein und deswegen habe ich es als Rezensionsexemplar angefragt. An dieser Stelle vielen Dank an den LYX Verlag und Bastei Luebbe für die Bereitstellung!

Die Story an sich ist super interessant. Emma, die Hauptprotagonistin, gibt auf ihrem Instagram Account ein Leben vor, dass nicht mal ansatzweise der Realität entspricht. Um ihre Follower bei Laune zu halten, ist sie sich nicht mal zu schade, mit Photoshop traumhafte Kulissen zu basteln oder alte Fotos so zu retuschieren, dass ihren Followern ein traumhaftes, aufregendes und glamouröses Leben vorgegaukelt wird. Die Wahrheit sieht jedoch ganz anders aus. Emma wohnt in einem winzigen Ein-Zimmer-Appartment, arbeitet von zuhause aus, hat eine ausgewachsene Sozialphobie und verlässt ihre Wohnung so gut wie nie. Selbst ihre Lebensmittel lässt sie sich liefern. Zudem wird sie von tiefen Schuldgefühlen aufgrund eines Unfalls geplagt, die meiner Meinung nach unnötig sind. 

Ich persönlich finde die Grundidee des Buches super, da sie in vielen Punkten der modernen Zeit entspricht und aufzeigt, dass nicht alles was glänzt, Gold ist. Wenn ich durch Instagram scrolle, erwische ich mich oft dabei, dass ich denke "Wow, was hat sie für ein tolles Leben, ständig ist sie im Urlaub, sie hat die tollsten Klamotten, die schönste Figur! Sie muss so unfassbar glücklich sein, wie sie übers ganze Gesicht strahlt." Aber im nächsten Moment wird mir wieder bewusst, dass grade auf Instagram mehr Schein als Sein herrscht. Denn sind wir mal ehrlich - niemand würde ein Foto von sich im Schlabberlook, mit Augenringen und Pickeln im Gesicht posten. Auf Instagram ist fast alles gestellt, arrangiert und Apps wie FaceTune oder Photoshop tun ihr Übriges. Die Story trifft mit der Verknüpfung zu Instagram einfach den heutigen Nerv der Zeit. 

Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, sie schreibt locker leicht, ansprechend und das Buch lies sich flüssig und in einem Rutsch lesen. In dem Buch werden keine unnötigen Endlos-Sätze verwendet, die den Lesefluss ins Stocken bringen könnten. Zudem ist Frau Adams Schreibstil sehr bildhaft - die kleine Dachterrasse konnte ich förmlich vor mir sehen. Genau so sollte es sein. 

Die Charakterbeschreibungen haben mir sehr gut gefallen. Sie waren lebendig und tiefgehend, ich konnte eigentlich alle Entscheidungen und Handlungen nachvollziehen. Auch in Emma konnte ich mich sehr gut hineinversetzen, warum sie teilweise so handelt, wie sie eben handelt. Besonders die beiden Hauptcharaktere sind mir direkt ans Herz gewachsen. Aber auch die Nebencharaktere sind liebevoll, lebendig und detailreich gestaltet, was man insbesondere an der Café Besitzerin Nilla merkt. Die Kulisse ihres Schreibwarenhandels und des angrenzenden Cafés hat mich begeistert. Schade, dass es so einen Laden nicht bei mir um die Ecke gibt. 

Ich muss zugeben, dass die ersten 250 Seiten des Buches es mir schwer gemacht haben. Meiner Meinung nach kam die Geschichte nur sehr schleppend voran und war teilweise etwas langatmig. Man wurde in Emmas Alltag und ihre ersten Kontakte zu Nathan eingeführt, aber wirklich passiert ist auf den ersten 250 Seiten nichts. Danach nahm die Story jedoch an Fahrt auf und wurde wesentlich spannender. Endlich! Die zweite Hälfte des Buches habe ich in einem Rutsch durchgelesen und konnte gar nicht mehr aufhören. 

Mir persönlich hat die Entwicklung von Emma sehr gut gefallen. Ihre Fortschritte waren zwar klein, aber beständig, was in meinen Augen auch der Realität entspricht. Emma geht ihren Weg Schritt für Schritt und nimmt immer - für sie persönlich - größere Hürden auf sich und überwindet sie mit Bravur. Dieser Aspekt des Buches hat mir sehr gut gefallen, da ihre Entwicklung nicht Knall auf Fall vonstatten ging, sondern langsam und stetig. Am Anfang hastet sie noch notgedrungen mitten in der Nacht zum Geldautomaten, am Ende des Buches schafft sie es sogar in einem Café in Ruhe ihren Kaffee zu trinken oder ihre Einkäufe selber in einem Supermarkt zu erledigen. Für einen gesunden Menschen ist dies alles kein Problem, für jemand mit einer Sozialphobie aber ein großer Erfolg. Schön finde ich es auch, wie Nathan Emma dabei zur Seite steht und dass sie, mit ihm an ihrer Seite, sich immer mehr zu traut. 

Ich habe eigentlich nicht mehr mit einem Happy End gerechnet, wurde dann aber doch damit überrascht. Die letzten Seiten waren sehr emotional und herzerwärmend. 


Das Buch verläuft in der ersten Hälfte sehr schleppend, nimmt dann aber an Fahrt auf und hat es geschafft, mich mitzureißen. Die langsame, aber stetige Entwicklung der Hauptprotagonistin hat mir sehr gut gefallen. Das Buch ist herzerwärmend und ruft Emotionen hervor. Klare Leseempfehlung! 




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